Toulouse entdecken


Toulouse ([tuluːz] okzitanisch Tolosa [tuˈluzɔ]; deutsch veraltet: Tholosen) ist eine Stadt in Südfrankreich an der Garonne.

In der Kernstadt lebten (Stand: 1. Januar 2020) 498.003 Einwohner, im Gemeindeverband Toulouse Métropole 771.132 Einwohner, im Ballungsgebiet eine Million Einwohner und in der gesamten Metropolregion 1,3 Mio. Einwohner – damit ist Toulouse die viertgrößte Stadt Frankreichs.

Toulouse ist die Hauptstadt der Verwaltungsregion Okzitanien sowie Verwaltungssitz des Départements Haute-Garonne. Bis zur Französischen Revolution war die Stadt offizielle Hauptstadt der Provinz Languedoc. Im Mittelalter war sie Hauptstadt der Region Okzitanien.

Toulouse war unter dem Namen Tolose eine wichtige gallische Stadt, die sich damals acht Kilometer südlich bei Vieille-Toulouse befand. Hier trug sich 106 v. Chr. der Raub des Goldes von Tolosa durch Quintus Servilius Caepio zu. Toulouse wurde ab diesem Zeitpunkt eine wichtige Stadt des Römischen Reichs und Tolosa (lat.) genannt. Es war die Hauptstadt der Provinz Gallia Narbonensis zwischen Mittelmeer und Atlantik und hatte zwischen 20.000 und 50.000 Einwohner. Etwa im Jahr 8 v. Chr. wurden die Einwohner, vermutlich auf römischen Befehl, an die Stelle der heutigen Stadtmitte umgesiedelt. Ab dem 4. Jahrhundert war Toulouse Sitz des Erzbistums Toulouse. Zahlreiche Straßen in der Toulouser Innenstadt folgen noch dem Grundriss der römischen Siedlung.

413 wurde Toulouse Teil des Westgotenreichs. West- und Mittelteil des westgotischen Königspalastes wurden 1988 unter dem Hôpital Larrey zum Teil ausgegraben. Allein der Westflügel hatte eine Grundfläche von 90 × 30 m. Sidonius Apollinaris hat die Anlage beschrieben. 418 schlossen die Westgoten einen Pakt mit dem römischen Kaiser. 507 kam es nach der Niederlage der Westgoten gegen die Franken zum Ende des Toulouser Westgoten-Königreichs. 721 wurde die Stadt in der Schlacht von Toulouse mehrere Monate erfolglos von Arabern belagert. Zwischen 781 und 843 war Toulouse Sitz des Königreichs von Aquitanien, danach erfolgte die Gründung der selbständigen Grafschaft Toulouse. In dieser Zeit war die Stadt Zentrum der Languedoc-Kultur.

1208 rief Papst Innozenz III. nach der Ermordung seines Legaten Pierre de Castelnau zum Kreuzzug gegen die Albigenser auf, in dessen Verlauf die Stadt geplündert wurde. 1228 gab Graf Raimund VII. von Toulouse nach einem zermürbenden und zerstörerischen Krieg von fast 20 Jahren den Widerstand auf und unterschrieb den Vertrag von Paris (1229).

1271 kam die Grafschaft Toulouse unter die Herrschaft der französischen Krone, behielt jedoch einige Sonderrechte. Von 1444 bis 1790 war Toulouse Sitz des Parlement de Toulouse, das für den Großteil Südfrankreichs zuständig war und dort im Auftrag der Krone Legislative, Jurisdiktion und Exekutive ausübte. Insbesondere entschied es als Appellationsgericht in letzter Instanz alle Zivilprozesse (im schriftlichen Verfahren) und sämtliche Strafprozesse (im mündlichen Verfahren).

Der internationale Handel mit dem blauen Färberwaid machte die Kaufleute aus Toulouse während der Renaissance reich
Karte von Toulouse (1631)

Zur Zeit der Renaissance (etwa 1450 bis 1550) zählte Toulouse zu den reichsten Städten Frankreichs. Färberwaid oder Pastel (Isatis tinctoria), eine Pflanze, die damals den einzigen beständigen blauen Farbstoff lieferte, gedieh auf den kalkhaltigen Böden des südöstlich der Stadt gelegenen Lauragais besonders gut. Bedeutende Profanbauten der Pastelgroßhändler im Renaissance-Stil, wie beispielsweise das Hôtel d’Assézat oder das Hôtel de Bernuy, entstanden in dieser Zeit. Die marktbeherrschende Stellung der Stadt endete allmählich nach 1550, als die Portugiesen damit begannen, aus ihren Kolonien das preisgünstigere Indigo zu importieren.

Obwohl zur Zeit der Reformation viele Protestanten in Toulouse lebten, stellte sich die Stadt in den Religionskriegen auf die römisch-katholische Seite. 1562 wurden ca. 4.000 Hugenotten ermordet.

Am 10. April 1812 ereignete sich bei Toulouse ein Meteoritenschauer. Auf den Feldern in der Umgebung der Stadt wurden etliche Fragmente eines H5-Chondriten gefunden. Der Meteorit wurde unter dem Namen Toulouse offiziell registriert.[3]

Im 19. Jahrhundert nahm Toulouse an der Industrialisierung Frankreichs kaum teil. 1856 erhielt es Anschluss an das französische Eisenbahnnetz. Die Stadt wuchs und veränderte sich mit dem Bau der großen Boulevards wie zum Beispiel rue Alsace-Lorraine und rue de Metz. 1875 wurde Toulouse von der Garonne überschwemmt.

Mit der Gründung der Flugzeugwerke von Pierre-Georges Latécoère 1917 wurde Toulouse zum wichtigen Standort der französischen Flugzeugindustrie. Toulouse hat heute einen Technologiepark und gilt als Flugzeug- und Weltraumhauptstadt Frankreichs.

2001 kam es zu einer verheerenden Explosion beim Düngestickstoff-Hersteller AZF, die 31 Tote und 2.500 Verletzte forderte, große Teile der Fabrik zerstörte und erhebliche Schäden im Südwesten der Stadt anrichtete. Der Explosionsknall war bis zu 40 Kilometer weit zu hören.

Im Jahr 2012 wurden bei einer Anschlagsserie in Toulouse und Umgebung sieben Menschen getötet.

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