Die bretonische Musik lässt sich je nach „Verwendungszweck“ in zwei Typen unterteilen:
Tanzmusik (Fest-noz)
Diese wird bevorzugt beim Fest-noz oder Bal Folk von Instrumental- oder Vokalgruppen vorgetragen. Sowohl Instrumental- als auch Vokalrepertoire wird dabei fast immer nach der Art des Wechselgesangs (bret.: Kan ha diskan) vorgetragen, wobei der Partner jeweils kurz vor dem Ende einer musikalischen Phrase in den Vortrag einfällt. Dieser Musiktyp ist ganz auf Tanzbarkeit ausgelegt. Anders als in den benachbarten keltischen Ländern (Schottland, Irland, Wales) ist es die Regel, dass auch tatsächlich getanzt wird, wobei bei manchen Festivals die Zahl der Tänzer in die Tausende gehen kann.
Die bretonischen Tänze haben zumeist die Form von Ketten-, Reihen- oder Kreistänzen. Die Reigen können eine hohe Anzahl von Tänzern einbinden.Rhythmen
Der dominierende Rhythmus ist der 4/4-Takt, der manchmal gerade gespielt wird (Dañs Plin, An Dro, Pache Pie), häufiger jedoch punktiert bzw. triolisch-swingend auftritt (zum Beispiel Laridée 8-temps, Gavotte de Montagne, Dañs Fisel, Ronds de St. Vincent, Kost ar C'hoad). Der 3/2-Takt ist seltener (Hanter Dro, Laridée 6-temps). Noch seltener sind ungerade Takte, wie sie vor allem beim (nicht tanzbaren) marche zu beobachten sind. Einige Tänze alternieren zwischen 6-er und 4-er Takten. (Hanter Dro-An Dro, Tricot).
Im Vergleich zur irischen Musik fällt auf, dass die Melodien weitaus mehr Synkopen aufweisen, während bei irischen Jigs oder Reels in der Regel auf jeden Schlag ein Ton der Melodie entfällt.
Instrumentierung
Die klassische Instrumentierung besteht, wenn auch regional unterschiedlich im 19. Jahrhundert vorzufinden, aus
- einem Sängerduo; oder
- einem Duo mit der bretonischen Schalmei, der Bombarde und dem Dudelsack Binioù kozh oder
- einem Duo mit Violine und Akkordeon.
- Klarinette
Der Zusammenklang von Bombarde und Binioù kozh ist dabei heute anscheinend für die Bretagne besonders charakteristisch. Beide Instrumente sind laut, wobei die Bombarde als durchdringend und grell bezeichnet werden kann. Der Klang ähnelt dem der Rauschpfeife und der Zurna, ist aber noch schärfer und obertonreicher als bei den beiden Instrumenten.
Seit dem Folk-Revival der 1970er Jahre haben jedoch zahlreiche weitere Instrumente Einzug gehalten. So gehören E-Bass, Percussion/Schlagzeug, Gitarre und die irische Holzquerflöte zum Aufgebot bretonischer Musik-Gruppen. Ebenso ist die Kombination von Vokal- und Instrumentalmusik heute absolut gängig.
Erzählende Lieder
Hierzu gehören etwa Seefahrergesänge und Klagelieder, die sogenannten Gwerzioù. Dieser Musiktyp wird traditionell oft von einem unbegleiteten Sänger oder einer Sängerin vorgetragen, der oder die dabei in einer relativ hohen Tonlage singt.
Die Gwerzioù werden dabei meist in einem freien Rhythmus vorgetragen, der sich nach dem Inhalt des Stücks und der Emotion des Sängers/der Sängerin richtet. Gwerzioù können historische Ereignisse oder Legenden besingen, aber auch aktuelle Ereignisse wie etwa die Ölpest an der bretonischen Küste nach dem Untergang des Frachters Amoco Cadiz, die in dieser Form besungen wurde. Gwerzioù werden zumeist in bretonischer Sprache gesungen.
Zu den bekanntesten Interpreten dieser Liedform gehören u. a. Erik Marchand, Yann-Fañch Kemener, Denez Prigent und Annie Ebrel.
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