Mit dem Fahrrad durchs Elsass

 



Das heutige Elsass wurde vor etwa 700.000 Jahren erstmals von Menschen besiedelt, seit etwa 50.000 Jahren vom Homo sapiens. Im 6. Jahrtausend v. Chr. hielt das Neolithikum Einzug. Erste Funde, die auf eine politische Oberschicht hindeuten, datieren auf etwa 2000 v. Chr., und etwa 600 v. Chr. begann die Keltenzeit. Das Elsass war eine der Kernregionen der Kelten. Zum Ende der keltischen Epoche herrschte für kurze Zeit Ariovist. Danach regierten im heutigen Elsass für etwa 450 Jahre Römer (ca. 58/52 v. Chr. bis ca. 405/406 n. Chr.).

Nach einer Zeit unklarer und wechselnder Herrschaftsverhältnisse wurde das Elsass Teil Alemanniens. Alemannien fiel in zwei Schritten ans Fränkische Reich: 496/507 der Nordteil, der das Elsass nur tangiert; 536/537, nach kurzem ostgotischen Protektorat, der übrige Teil mit dem Elsass. Dauerhaft siedelnde Alemannen gab es seit etwa 350 im Sundgau, seit dem 5. Jahrhundert auch im übrigen Elsass. Diese wurden anfangs assimiliert, ab dem 5. Jahrhundert behielten sie ihre Religion und ihre Sprache.

Bis zum 7. Jahrhundert gehörte das Elsass zum Herzogtum Alemannien, das einen mehr oder weniger autonomen Verwaltungsbezirk des Frankenreiches darstellte. Anschließend, vielleicht im Zusammenhang mit dem merowingischen Machtverfall, bildete das Elsass bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts ein eigenständiges Herzogtum unter den Etichonen. Im Rahmen der karolingischen Machtdurchdringung wurden im 8. Jahrhundert die beiden elsässischen Gaugrafschaften Nordgau und Sundgau gegründet. Zwischen 843 und 925 kam es im Rahmen der fränkischen Reichsteilungen zu einem mehrmaligen Wechsel der Oberherrschaft, ab 925 verblieb das Elsass beim Ostfränkischen Reich (später Heiliges Römisches Reich).

Spätestens 988 wurde das Elsass Teil des Herzogtums Schwaben, bei dem es bis zu dessen Ende 1250 verblieb. Für Nord- und Sundgau wurde vor 1130 je ein Landgrafenamt eingerichtet, sie bestanden bis ins 17. Jahrhundert. Nach 1250 entwickelte sich eine Vielzahl unterschiedlicher Territorien, die zwischen 1633 (erste französische Protektionsverträge und Stationierung von Militär) und 1697/1714 (Friedensschlüsse bestätigen die französischen Eroberungen) mehrheitlich unter französische Oberherrschaft gelangten. Die französische Provinz Elsass wurde eingerichtet, ihre Grenzen wichen von denen der früheren Landgrafschaften teilweise ab.

Zu Beginn der Französischen Revolution wurden 1789 alle politischen Sonderrechte abgeschafft und 1790 die beiden Départements Haut-Rhin und Bas-Rhin geschaffen. Ihre Grenzen stimmten bald nicht mehr überall mit denen der früheren Provinz Elsass überein: 1794 kam die Grafschaft Saarwerden zu Bas-Rhin (Krummes Elsass), 1795 wechselte der Kanton Schirmeck von Bas-Rhin zum Département Vosges, 1798 kam das bis dahin schweizerische Mülhausen zum Haut-Rhin, 1800 kam das Département Mont-Terrible zu Haut-Rhin (1814 zum Kanton Bern) und 1814 kam Landau von Bas-Rhin zunächst zu Österreich und 1816 an Bayern.

Zwischen 1871 und 1918 gehörte das Elsass als Teil von Elsass-Lothringen zum von Preußen geführten deutschen Kaiserreich. Aus den französischen Départements Bas-Rhin und Haut-Rhin wurden dabei die elsass-lothringischen Bezirke Unterelsaß und Oberelsaß. Dabei waren die Grenzen verändert worden: die zu Haut-Rhin gehörende Region um Belfort blieb als Territoire de Belfort bei Frankreich, und kleinere zum Département Vosges gehörende Teile (vor allem das obere Breuschtal) kamen zum Bezirk Unterelsass.

1918 kamen die beiden elsässischen Bezirke wieder als Départements zu Frankreich, die Grenzen wurden nun jedoch nicht verändert. 1940–1944 war das Elsass von der Wehrmacht besetzt, wurde deutscher „Zivilverwaltung“ unterstellt und Teil des NSDAP-Gaus Baden-Elsass, faktisch also annektiert. Mit der Befreiung des Elsass durch amerikanische Truppen im Frühjahr 1945 gelangte es an Frankreich zurück.

Meine Vorfahren, sagte Streib, jedenfalls die deutschen, kamen, soweit ich weiß, aus dem Elsaß. Das ist der Zipfel, der mal zu Deutschland und mal zu Frankreich gehört – je nachdem, wer gerade den letzten Krieg gewonnen hat. (Tony HillermanGeistertänzer.)“

1972 wurde aus den beiden rheinischen Départements die Region Elsass gegründet. Damit wurde die Bezeichnung «Elsass» erstmals seit der Aufhebung der französischen Provinzen Ende des 18. Jahrhunderts wieder Name eines politischen Territoriums Frankreichs. 1979 wurde Straßburg Sitz des Europäischen Parlaments. Die Grenzkontrollen zu Deutschland fielen 1995 weg. Zum 1. Januar 2016 wurde im Zuge einer Territorialreform die Region Elsass aufgelöst und in die Region Grand Est eingegliedert.

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