Aquitanien ist ein Gebiet mit Megalithanlagen des Typs Allée couverte (Galeriegrab) und gehört zu den ältesten neolithisierten Regionen in Westeuropa.
Römerreich
Zur Zeit der römischen Eroberung wurde (namentlich von Julius Caesar in seinem Werk De bello Gallico) das Gebiet südlich der Garonne als Aquitanien bezeichnet. Seine Einwohner, unter anderem die Ausker, sprachen im Gegensatz zu der Bevölkerung des nördlich angrenzenden eigentlichen Galliens nicht Keltisch, sondern dem Baskischen nahestehende Mundarten, von denen nur wenige Wörter in Ortsnamen und kurzen Inschriften bekannt sind.
Die später von den Römern eingerichtete Provinz Gallia Aquitania reichte weit über das ursprüngliche Aquitanien hinaus bis an die Loire.[2] Später wurde sie in Aquitania prima, Aquitania secunda (beide nördlich der Garonne) und Novempopulana (südlich der Garonne) geteilt. Die Bevölkerung wurde weitgehend romanisiert und nahm eine koloniale Varietät der lateinischen Sprache an.
Westgoten
Im Jahr 418 wurden in Aquitanien die Westgoten vertraglich als Foederaten angesiedelt, wobei dies im Einklang mit der gallorömischen Oberschicht geschah, die sich Schutz vor anderen, weniger von Rom geprägten Barbaren erhofften. Nach der Mitte des 5. Jahrhunderts brach die ohnehin nur schwach ausgeprägte römische Oberherrschaft zusammen. Die Westgoten beherrschten das Gebiet danach bis 507.
Frankenreich
Durch den Sieg Chlodwigs I. in der Schlacht von Vouillé im Jahr 507 dehnte sich das Frankenreich bis zu den Pyrenäen aus, die Westgoten zogen sich auf die Iberische Halbinsel zurück. Nach Chlodwigs Tod (511) wurde durch Erbteilung Aquitanien zu einem fränkischen Teilreich. Die Westgoten strebten nach dem Verlust ihres gallischen Herrschaftsgebiets danach, zumindest die Kontrolle über das Baskenland (Vasconien) zurückzugewinnen. Da die fränkische Macht im nördlichen Pyrenäenvorland schwach ausgeprägt war, drängten Basken (Vasconen), die unter der römischen Herrschaft nicht romanisiert worden waren, aus den Pyrenäen nach Norden und dehnten ihre Hegemonie auf das ursprüngliche Aquitanien aus, ohne dass die vorher romanisierten Einwohner dieser Gebiete die lateinische Sprache und Kultur aufgaben. (Auf die Vasconen bezieht sich der Name der Gascogne, deren Geschichte von da an eng mit der Aquitaniens verbunden bleibt.)
Im 8. Jahrhundert eroberten Mauren unter der Führung von Tāriq ibn Ziyād die Iberische Halbinsel (Sieg über das Westgotenreich in der Schlacht am Río Guadalete im Juli 711) und dehnten ihre Herrschaft über die Pyrenäen nach Norden aus. Im Jahr 732 gelang es Karl Martell in der Schlacht von Tours und Poitiers, ihren Vormarsch zu stoppen und Aquitanien für das Frankenreich zu sichern.
Bis 771 war Aquitanien zunächst ein selbständiges Herzogtum, stand aber schon unter dem Herrschaftsanspruch der Karolinger (siehe Herzog Hunold von Aquitanien). Im Jahr 781 wurde es zum fränkischen Unterkönigreich, regiert von Ludwig dem Frommen, der im Jahr 814 zum König des Fränkischen Reiches erhoben und zum Kaiser gekrönt wurde. Nach dem Tod des letzten aquitanischen Königs, Karl des Kindes, 866 wurde das Gebiet Teil des Westfränkischen Reiches, aus dem das Königreich Frankreich hervorging.
Frankreich
Im Jahr 1152 fiel Aquitanien durch die Heirat der Lehenserbin Eleonore von Aquitanien mit Heinrich Plantagenet, Graf von Anjou, an das Haus Anjou, geriet nach dessen Thronbesteigung (als Heinrich II. von England) in London 1154 jedoch unter englischen Einfluss und wurde fortan zusammen mit weiteren französischen Gebieten von allen folgenden englischen Königen beansprucht. De jure blieb Aquitanien ein Lehen der Könige Frankreichs, die jedoch erst am Ende des Hundertjährigen Krieges 1453 die Zugehörigkeit Aquitaniens zu Frankreich durchsetzen konnten.
Im Lauf der Jahrhunderte veränderten sich die Grenzen Aquitaniens: Bedeckte es in der Römerzeit noch das südwestliche Viertel Galliens, so zerfiel es im Mittelalter in mehrere Herzogtümer und Grafschaften. Der Name Aquitaniens schliff sich in der Mundart der Saintonge zu Guyenne ab, das zur üblichen Bezeichnung wurde. Das englische Herrschaftsgebiet in Aquitanien schrumpfte im Hundertjährigen Krieg zeitweise auf das Bordelais und das Agenais; im Süden schlossen sich die Gascogne, das Béarn und das Königreich Navarra an, im Nordosten die Grafschaft Périgord. Als Guyenne wurde Aquitanien nach 1453 französisches Kronland und schließlich eine Provinz des Königreichs Frankreich. In der Französischen Revolution wurden die historischen Provinzen abgeschafft und in Départements aufgeteilt. Mit der Wiedereinrichtung von Regionen entstand im Jahr 1960 Aquitanien von Neuem. 1972 erhielt die Region den Status eines Établissement public unter Leitung eines Regionalpräfekten. Durch die Dezentralisierungsgesetze von 1982 erhielten die Regionen den Status von Collectivités territoriales (Gebietskörperschaften), wie ihn bis dahin bereits die französischen Gemeinden und Départements besaßen. 1986 wurden die Regionalräte erstmals direkt vom Wahlvolk gewählt. Seitdem wurden die Befugnisse der Region gegenüber der französischen Zentralregierung schrittweise erweitert.
Seit dem 1. November 1995 unterhält Aquitanien eine Partnerschaft mit dem deutschen Bundesland Hessen.
Seit 2016 ist die frühere Region Aquitanien Teil der neu geschaffenen Region Nouvelle-Aquitaine.
Siehe auch: Ausker, Herzogtum Aquitanien; Eudo von Aquitanien
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