Bilbao


Spaziergang Bilbao im Netz gefunden


Bilbao


Die Stadt Bilbao gliedert sich in insgesamt acht sog. „Distritos“ (dt. Bezirke). Diese sind im Einzelnen:

  1. Deusto
  2. Uribarri
  3. Otxarkoaga Txurdinaga
  4. Begoña
  5. Ibaiondo
  6. Abando
  7. Rekalde
  8. Basurto–Zorroza

Geschichte

Mittelalter und Neuzeit

Diego López V de Haro gründete die Stadt an der Mündung des Nervión auf dem Gebiet der Vorgängerkirche von Begoña am 15. Juni 1300. Rechtliche Grundlage war der am 15. Juni 1300 in Valladolid geschriebene und am 4. Januar 1301 durch Ferdinand IV. von Kastilien und León in Burgos bestätigte Gründungsbrief (carta puebla). In der Einleitung dieses Gründungsbriefes heißt es:

„En el nombre de Dios é de la vgen vienaventurada Sancta María. Sepan por esta carta quantos la vieren é oieren como yo Diego Lope de Haro, sennor de Vizcaia, en uno con mi fijo Don Lope Diaz é con placer de todos los vizcaynos, fago en Bilvao de parte de Vegonna nuevamente población é villa qual dizen el puerto de Bilvao …“

„Im Namen Gottes und der seligen heiligen Jungfrau Maria. Wisst, dass durch diesen Brief, wenn ihr ihn sehen oder davon hören mögt, wie ich, Diego Lope de Haro, Graf von Vizcaya, einig mit meinem Sohne Don Lope Diaz und zur Freude aller Vizcaynos, mache in Bilvao auf dem Teil der Vegonna (Begoña) von neuem Ortschaft und Gemeinde, die man Hafen von Bilvao nennen soll …“

Casco viejo (Altstadt) mit Plaza Nueva und Turm der Catedral de Santiago

Zuvor hatte hier u. a. schon eine römische Siedlung namens Bellum Vadum existiert. Daraus soll sich über die Zwischenstufe Bilbaum[der heutige Stadtname abgeschliffen haben, so dass man bei Bilbao auf deutsch von Schönfurt sprechen könnte. weitere Theorien führen den Namen auf das baskische bi albo[7] (dt.: zwei Seiten, auf die zwei Ufer der Ría referierend) oder auf die Burg Biribilbao zurück, die sich nahe der Kirche San Anton befand.

Stadtzentrum mit Guggenheim-Museum

Zum Zeitpunkt der Gründung befand sich dort, wo heute Bilbao la Vieja steht, ein kleines Dorf von Eisenschmieden, Seeleuten und Bauern. Die ersten Straßen Bilbaos waren Somera, Artekale sowie die Tenderia.

Die Landwirtschaft verschwand mit der Zeit, aber das Eisen und das Meer haben sich als bestimmende Elemente Bilbaos im Laufe der Geschichte erhalten. Das hochwertige Eisenerz der nahen Bergwerke wurde schon von den Römern geschätzt und ausgebeutet. Die Tatsache, dass die Ria ein großes Stück weit schiffbar ist, machte es möglich, im darin gelegenen Hafen, der sicherer war als jene an der Küste, die Waren Kastiliens zur Ausfuhr nach Europa zu verladen.

Ein Produkt der Eisenindustrie Bilbaos, auch wenn es sich dabei um kein sehr rühmliches handelt, hat sogar den Eintrag in die Weltliteratur gefunden. So heißt es in Shakespeares Hamlet: „Methought I lay worse than the mutinies in the bilboes.“ Mit Bilboes sind eiserne Stangen gemeint, an welche die Matrosen zur Strafe mit den Füßen gefesselt wurden.

1511 erhielt Bilbao das Recht, ein eigenes Handelsgericht einzurichten, das rechtliche Vorschriften in Form von Verordnungen erlassen durfte. Die letzte dieser Ordonnanzen, die 1737 verkündet wurde, bildete die Grundlage für das erste spanische Handelsgesetzbuch von 1829. Im 18. Jahrhundert prosperierte Bilbao vor allem durch den intensiven Handel mit den spanischen Kolonien in Amerika.

Im Langen 19. Jahrhundert

In den Napoleonischen Kriegen auf der Iberischen Halbinsel, die für Spanien den Beginn des Langen 19. Jahrhunderts markierten, wurde auch Bilbao schwer mitgenommen. So wurde es nach der Schlacht von Ormea am 17. Juli 1795 und dann wieder am 26. September und 1. November 1808 von den Franzosen unter Ney und Lefèvre eingenommen, woraufhin es die Franzosen die ganzen Kriege hindurch bis 1813 besetzt hielten.

Am 3. Oktober 1833 brach in Bilbao ein Aufstand zugunsten von Carlos María de Borbón aus, der sich hier am folgenden Tag zum König von Spanien erklärte. Die Stadt wurde aber schon am 24. November 1833 von den unter dem Befehl von Pedro Sarsfield stehenden Truppen der Regentin Maria Christina wieder besetzt. Im Sommer 1835 wurde Bilbao von den Carlisten unter Führung von Tomás de Zumalacárregui vergeblich belagert, der hier den Tod fand. Am 23. Oktober 1836 erfolgte eine erneute Umzingelung und Beschießung der Stadt. Trotz den damit eingehenden Zerstörungen von Teilen Bilbaos und der in der Stadt herrschenden Not leisteten die Belagerten heftige Gegenwehr, bis sie am 24. Dezember 1836 vom General Baldomero Espartero befreit (militärsprachliche Bezeichnung: entsetzt) wurden. Daraufhin wurde es mit der Hafenstadt Portugalete der zentrale Punkt, von dem aus die Engländer die Truppen Maria Christinas unterstützten. Die Stadt erhielt den Titel „Die Unbesiegte“.

Die zunehmende Bedeutung Bilbaos rief englische Kapitalisten auf den Plan, am östlichen Ufer des Busens von Bilbao einen Hafen anzulegen, um die Stadt für größere Schiffe zugänglich zu machen. Die Ausführung wurde indes durch den dritten Karlistenkrieg, dessen Schauplatz seit Anfang 1874 meist die Provinz Vizcaya war, verzögert. Bilbao selbst, das nur 4700 Mann Besatzung hatte, wurde Ende 1873 von 20.000 Karlisten unter General Elio angegriffen und, nachdem ein Entsatzversuch des Generals Moriones am 25. Dezember abgeschlagen worden war, nach Einnahme von Portugalete am 22. Januar 1874 eingeschlossen. Carlos María de Borbón setzte alles daran, die Stadt zu erobern, da sie seine Krönungsstadt und Residenz werden sollte. Er ließ sie im Februar und März 1874 mehrfach heftig beschießen. Zweimal versuchten die Regierungstruppen vergeblich, die herrschende Stellung der Carlisten am Somorrostro zu erstürmen: Moriones am 23. und 24. Februar, Serrano am 25. und 27. März. Endlich nach mehrtägigen Kämpfen vom 28. April bis 2. Mai 1874, gelang es Manuel Gutiérrez de la Concha, die feindliche Stellung zu umgehen, die Karlisten zum Abzug zu zwingen und Bilbao zu entsetzen. Auch später machten die Carlisten noch mehrere vergebliche Versuche, sich Bilbaos zu bemächtigen.

Auch wenn schon Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Bau der ersten Hochöfen begonnen wurde, sollte die Entwicklung Bilbaos erst nach der letzten Belagerung im Karlistenkrieg 1874 richtig anlaufen. Damals vereinigten sich die Gemeindebezirke von Abando und Begoña, es erfolgte die sich Barcelonas Eixample zum Vorbild nehmende planmäßige Erweiterung (El Ensanche) des Stadtkerns und bedeutende Bauten wie das Wein- und Spirituosenlager Alhóndiga wurden erstellt. 1877 hatte Bilbao 32.000 Einwohner, diese Zahl stieg auf 83.000 im Jahr 1900. Der wohlhabende Teil der Bevölkerung – die burguesía liberal – orientierte sich kulturell nach England und am dortigen Wirtschaftsliberalismus; es entstanden, zusätzlich zu der seit 1839 bestehenden Sociedad Bilbaína, die ebenfalls am Vorbild englischer Gentlemen’s Club gegründeten Gesellschaften El Naútico und El Marítimo. Die industrielle Entwicklung an der Ría, die Gründung von Eisenhütten und Schiffsbauunternehmen, förderten das Bankwesen und den Handel und machten Bilbao zur Hauptstadt der baskischen Wirtschaft. 1890 wurde der Vorort Abando eingemeindet. Auch in Barakaldo und Sestao entstanden Eisenhütten.

1875 erschien die erste Nummer der Zeitung El Noticiero Bilbaíno, weitere Zeitungen waren El Nervión, El Liberal, La Lucha de Clases und Euzkadi. Ab 1876 trieb die Junta de Obras del Puerto de Bilbao den Ausbau des Hafens und die Schiffbarmachung der Ría voran. 1883 begann die Elektrifizierung, 1894 gab es bereits etwa tausend Telefonanschlüsse. 1890 eröffnete das Teatro Arriaga, benannt nach dem Komponisten Juan Crisóstomo de Arriaga. Am 5. Februar 1891 war der erste Handelstag der Börse, die zunächst im Teatro Arriaga ihren Sitz hatte und ab 1905 über ein eigenes Gebäude verfügte. 1896 folgte die Gründung der Musikgesellschaft Sociedad Filarmónica de Bilbao. 1897 wurden die Hochschulen Instituto del Hierro y del Acero und die Escuela de Ingenieros Industriales de Bilbao gegründet, im Jahr 1916 folgte die Universidad Comercial de Deusto an der 1886 gegründeten Universidad de Deusto. Der Name geht auf die Lage der Universität in der Ortschaft Deusto zurück, die heute zu Bilbao gehört. Die Entwicklung zu einer großen Universität mit privater, jesuitischer Trägerschaft führte zu einer Verbindung mit der Universität von San Sebastian. Beide führen heute den gemeinsamen Namen Universidad de Deusto en Bilbao y San Sebastián.

Der Weg zur baskischen Selbstbestimmung

Im Spanischen Bürgerkrieg stand die Bevölkerung Bilbaos wegen des vom Eusko Alderdi Jeltzalea-Partido Nacionalista Vasco angestrebten ersten Baskischen Autonomiestatuts (1936) in ihrer überwiegenden Mehrheit auf der Seite der Spanischen Republik, die den Basken weitgehende Autonomierechte zugestanden hatte. Die Stadt wurde von den spanischen Nationalisten belagert und bombardiert. Lebensmittel waren knapp und es mussten Flüchtlinge aus anderen Teilen der Region versorgt werden. Francos Truppen durchbrachen den cinturón de hierro, den Eisernen Gürtel, um die Stadt. Die baskische Regierung evakuierte Teile der Bevölkerung, sprengte Brücken über die Ría, entschied sich aber gegen die Sprengung der Industrieanlagen. Der Einmarsch der Franquisten in Bilbao am 19. Juni 1937 beendete die baskische Selbstbestimmung und mobilisierte in der Endphase der Diktatur die politische Unterstützung für den baskischen Separatismus bis weit in die bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaftsschichten hinein. Der industrielle Niedergang ab den frühen 1970er Jahren hatte sich in der Region bemerkbar gemacht. Allerdings gelang es der Stadt nach dem Höhepunkt der Krise im Jahr 1985, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten zu diversifizieren und seit Anfang der 1990er Jahre vom Image einer hässlichen, grauen, schmutzigen Industriestadt loszukommen, das ihr jahrzehntelang anhing.

Der inzwischen Bilbao-Effekt (auch: „Guggenheim-Effekt“) genannte Boom versetzte die durch eine hohe Arbeitslosigkeit belastete Industriestadt Bilbao in prosperierenden Taumel und wirkte sich auch auf das ganze Land aus. Voraussetzung war die Integration der sich über 15 Kilometer entlang der Trichtermündung des Nervión hinziehenden heterogenen Stadtteile, die zusammenhanglos wie in Wuppertal vor dem Bau der Schwebebahn kaum urbane Identität stifteten. Ein wichtiges Element der Modernisierung war die von Sir Norman Foster geplante Metrostrecke. Deren puristisches Design erhielt eine „Liebeserklärung“: Die Bilbaínos tauften die Abgänge „Fosteritos“.

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