Fatima



Bei den Marienerscheinungen von Fátima handelt es sich um sechs visionäre Erscheinungen einer „weißen Dame“ vor drei Hirtenkindern – Lucia dos Santos und ihren Cousins Francisco und Jacinta Marto – in Fátima, einem kleinen Dorf in Portugal im Jahr 1917, die nach Überzeugung der römisch-katholischen Kirche als Erscheinungen der Jungfrau Maria verstanden werden, die zu den Kindern gesprochen haben soll.

Die Erscheinungen, deren prophetische Botschaften sich auf das Gebet und das Ende der Welt beziehen, wurden zunächst sowohl von den zivilen als auch von den religiösen Behörden mit Misstrauen betrachtet. Schon vor der offiziellen Anerkennung der Erscheinungen durch die römisch-katholische Kirche im Jahr 1930 gab es jedoch eine rege Verehrung durch Gläubige am Ort der Erscheinungen. Nach der Anerkennung verwandelte sich Fátima zu einem nationalen und internationalen Wallfahrtsort.

Im Anschluss an die Erscheinungen bat eine der Seherinnen, Lucia dos Santos, den Papst, Russland dem heiligsten Herzen Mariens zu weihen. Während Papst Pius XI. die Bitte ignorierte, antwortete Papst Pius XII. 1942 darauf. Papst Johannes Paul II. erneuerte die Weihe 1984.

Die Erscheinungen

Der Engel des Friedens

Die Erscheinungen der Gottesmutter wurden 1915 und 1916 durch Erscheinungen, die als „Engel“ gedeutet wurden, gewissermaßen vorbereitet. Lucia und drei weitere Mädchen behaupteten zunächst, während des Schafehütens eine Gestalt gesehen zu haben „ähnlich einer Statue aus Schnee“.

Im Frühjahr, Sommer und Herbst 1916 wiederholten sich die Erscheinungen. Im Sommer stellte sich die visionäre Gestalt als „Engel des Friedens“ vor und sprach ein Gebet, das die Kinder wiederholten:

„Mein Gott, ich glaube an Dich, ich bete Dich an, ich hoffe auf Dich und ich liebe Dich. Ich bitte Dich um Verzeihung für jene, die an Dich nicht glauben, Dich nicht anbeten, auf Dich nicht hoffen und Dich nicht lieben.“

– Lucia dos Santos

Im Herbst lernten die Kinder auf die gleiche Weise ein weiteres Gebet, gefolgt von einer mystischen Kommunion:

„Heiligste Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, in tiefer Ehrfurcht bete ich Dich an, und opfere Dir auf den kostbaren Leib und das Blut, die Seele und die Gottheit Jesu Christi, gegenwärtig in allen Tabernakeln der Erde zur Wiedergutmachung für alle Schmähungen, Sakrilegien und Gleichgültigkeiten, durch die Er selbst beleidigt wird. Durch die unendlichen Verdienste Seines Heiligsten Herzens und des Unbefleckten Herzens Mariens bitte ich Dich um die Bekehrung der armen Sünder.“

– Lucia dos Santos

Erste Erscheinung der Dame: 13. Mai 1917

Nach dieser Vorbereitung sahen die drei Hirtenkinder am 13. Mai 1917 eine ganz weiß gekleidete Dame, über einer Steineiche. Lucia führte den Dialog mit der Dame. Die Kinder wurden gebeten, sechs Monate lang, jeweils am 13., an den Ort zu kommen. Lucia überliefert:

„– Wollt ihr euch Gott anbieten, alle Leiden zu tragen, die Er euch schicken will, als Akt der Wiedergutmachung für die Sünden, durch die Er beleidigt wird und als Bitte um die Bekehrung der Sünder?

– Ja, wir wollen es – war unsere Antwort.

– Ihr werdet also viel zu leiden haben, aber die Gnade Gottes wird eure Stärke sein.“

– Lucia dos Santos

Zweite Erscheinung der Dame: 13. Juni 1917

Lucia traf vor der zweiten Erscheinung auf die Verachtung ihrer Familie, wurde aber zum Ort von einigen Personen des Dorfes begleitet. Auf die Frage Lucias, was die Dame wünsche, sagte diese, sie solle Lesen und Schreiben lernen. Als Lucia bat, die Dame möge die drei Kinder mit ihr in den Himmel nehmen, antwortete die Dame, dass Francisco und Jacinta bald gehen würden, Lucia jedoch müsse noch bleiben.

Die Seherkinder von Fatima am Ort der Erscheinungen

Dritte Erscheinung der Dame: 13. Juli 1917

Zur dritten Erscheinung kam bereits eine große Menschenmenge hinzu. Nur die drei Kinder sahen die weiße Dame.

Wieder spielt sich das Gespräch zwischen Lucia und der Dame ab.

„– Was wünschen sie von mir? – fragte ich.

– Ich möchte, dass ihr am Dreizehnten des kommenden Monats wieder hierherkommt, dass ihr weiterhin jeden Tag den Rosenkranz zu Ehren Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz betet, um den Frieden für die Welt und das Ende des Krieges zu erlangen, denn nur sie allein kann es erreichen.

– Ich möchte sie bitten, uns zu sagen, wer sie sind, und ein Wunder zu tun, damit alle glauben, dass sie uns erscheinen.

– Kommt weiterhin jeden Monat hierher! Im Oktober werde ich euch sagen, wer ich bin und was ich wünsche, und werde ein Wunder tun, damit alle glauben.“

– Lucia dos Santos

An dieser Stelle vertraute die Dame den Kindern die Geheimnisse von Fátima an. Deren beide erste Teile wurden 1942 öffentlich bekannt. Den dritten Teil veröffentlichte der Vatikan im Jahr 2000.

Eines der Geheimnisse war eine Höllenvision, die den Kindern zuteilwurde:

„Bei diesen letzten Worten öffnete sie aufs neue die Hände wie in den zwei vorhergegangenen Monaten. Der Strahl schien die Erde zu durchdringen, und wir sahen gleichsam ein Feuermeer und eingetaucht in dieses Feuer die Teufel und die Seelen, als ob sie durchscheinend, schwarz und bronzefarbig glühende Kohlen in menschlicher Gestalt waren, die in diesem Feuer schwammen, emporgeschleudert von den Flammen, die mit Rauchwolken aus ihnen selbst hervorschlugen. Sie fielen nach allen Seiten wie Funken bei gewaltigen Bränden, ohne Schwere und Gleichgewicht, unter Schreien und Heulen vor Schmerz und Verzweiflung, was uns erbeben und erstarren ließ. (Ich muss wohl bei diesem Anblick «ai» geschrien haben, wie es einige Leute angeblich gehört haben.)“

– Lucia dos Santos

Vierte Erscheinung der Dame: 19. August 1917

Um dem kommenden Volksauflauf ein Ende zu setzen, entführte die Behörde die Kinder, indem sie vorgaben, sie müssten zum Pfarrer kommen. Die Kinder verbrachten den 13. August im Gefängnis und verpassten das angekündigte Datum. Doch als sie nach ihrer Freilassung wieder die Schafe hüteten, erschien ihnen die Dame am 19. August erneut.

Fünfte Erscheinung der Dame: 13. September 1917

25.000 Menschen kamen zum angekündigten Datum. Ein weiteres Zurückhalten der Kinder wurde nicht versucht. Im Bericht von Lucia heißt es:

„Wir kamen schließlich in der Cova da Iria bei der Steineiche an und begannen mit dem Volk den Rosenkranz zu beten. Kurz darauf sahen wir den Lichtschein und danach Unsere Liebe Frau über der Steineiche.

– Betet weiterhin den Rosenkranz, um das Ende des Krieges zu erlangen. [...] Im Oktober werde ich ein Wunder wirken, damit alle glauben.

Und sie begann sich zu erheben und verschwand wie gewöhnlich.“

– Lucia dos Santos

Sechste Erscheinung der Dame – „Sonnenwunder“: 13. Oktober 1917

Sonnenwunder, Fatima 1917

„– Was wünschen sie von mir?

– Ich möchte dir sagen, daß hier eine Kapelle zu meiner Ehre gebaut werden soll. Ich bin Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz. Man soll weiterhin täglich den Rosenkranz beten. Der Krieg geht zu Ende, und die Soldaten werden in Kürze nach Hause zurückkehren.“

– Lucia dos Santos

Darauf entschwand die Dame, die sich als Mutter Gottes offenbart hatte. Gleichzeitig ereignete sich das „Sonnenwunder“: die Sonne „drehte sich um sich selber und sandte farbige Lichtstrahlen aus und schien dann in einem Zickzackkurs auf die Erde zuzukommen, was vielen Angst und Schrecken einjagte. Dieses unvergleichliche Schauspiel, das im Umkreis von etwa 40 Kilometern sichtbar war, wiederholte sich dreimal und dauerte etwa zehn Minuten.“

Weitere Erscheinungen

In den Erinnerungen ihres Lebens berichtet Lucia von einer weiteren Erscheinung der Gottesmutter an die zwei kleineren, kranken Kinder, außerdem noch mehrmals an sie selbst.

Botschaft von Fátima

Die spirituelle Botschaft, die den Seherkindern aufgetragen wurde, lässt sich in wenigen praktischen Punkten wiedergeben:

Geheimnisse von Fátima

Während der dritten Erscheinung am 13. Juli 1917 empfingen die Kinder eine Botschaft, die sie zunächst nicht weitergeben sollten. 1941 wurden zwei Teile davon veröffentlicht, nachdem der Bischof von Fátima Lucia zur Niederschrift aufgefordert hatte. Jacinta und Francisco waren vor der Veröffentlichung der Geheimnisse verstorben. Das erste der sogenannten „Geheimnisse“ stellte eine Höllenvision dar. Das zweite betraf Russland und forderte zu Weihe Russlands an das Unbefleckte Herz Mariens auf.

Lucia sprach auch ein drittes Geheimnis an, das sie jedoch nicht offenbaren dürfe. Über dieses dritte Geheimnis wurden diverse Spekulationen angestellt. Der Vatikan veröffentlichte 2000 die entsprechende Niederschrift von Schwester Lucia.

„Und wir sahen in einem ungeheuren Licht, das Gott ist: „etwas, das aussieht wie Personen in einem Spiegel, wenn sie davor vorübergehen“ einen in Weiß gekleideten Bischof „wir hatten die Ahnung, daß es der Heilige Vater war“. [...] Am Berg angekommen, kniete er zu Füßen des großen Kreuzes nieder. Da wurde er von einer Gruppe von Soldaten getötet, die mit Feuerwaffen und Pfeilen auf ihn schossen.“

– Lucia dos Santos

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