Bedeutsam ist der mediterrane Charakter, der Tanger von anderen Städten Marokkos unterscheidet. Generell war die Stadt durch ein Miteinander von europäischer, muslimischer und jüdischer Kultur geprägt. So ist beispielsweise die Altstadt architektonisch weitgehend von typisch mediterranen Baumerkmalen geprägt (z. B. Fenster zur Straße, Balkone).
Auch im lokalen arabischen Dialekt spiegelt sich der Einfluss romanischer Sprachen (z. B. cusina von span. cocina für Küche). Die religiösen Gruppen lebten zusammen in denselben Stadtvierteln und Wohnblöcken, in der Zeit der Internationalen Zone war die Klassenschichtung bedeutsamer als die der nationalen Herkunft oder Zuordnung. Angehörige aller Gruppen pflegten neben ihren offiziellen religiösen Ausrichtungen auch die Verehrung der Dschinn, die in Tanger spezielle Örtlichkeiten der Verehrung hatten: insbesondere die Felsen von Lalla Jmila und Sidi Hammou wurden von christlichen, jüdischen und muslimischen Frauen verehrt, um Liebesglück und Fruchtbarkeit zu erbitten. Noch heute wird das Heiligtum von Sidi Maimoun aus diesen Gründen besucht. Traditionell spielten und spielen die Zünfte und die Sufibruderschaften der Gnawa, Aissawa und Hamadsa eine wichtige Rolle im kulturellen Gefüge der Stadt.Mit dem Zuzug von Marokkanern aus dem Hinterland, insbesondere seit den 2000er Jahren, hat sich auch die kulturelle Geprägtheit der Stadt stark verändert. Heute findet man auch in Tanger mehr und mehr verschleierte Frauen; bis in die 2000er Jahre hinein zeichnete sich die Stadt durch einen legeren Kleidungsstil – insbesondere auch von Frauen (europäische Röcke, offene Haartracht) – aus. Diese Veränderung ist sichtbarstes Zeichen der allgemeinen Entwicklung der lokalen Kultur seit der Jahrtausendwende, weg von einem mediterranen hin zu einem zunehmend traditionellen Lebensstil. Seit dem Jahr 2000 findet alljährlich im Sommer das Jazz-Festival Tanjazz statt.
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