Während die Macht der Wattasiden zusehends erodierte, erstarkte im Süden des Maghreb die nächste Dynastie, nämlich jene der Saadier (Banu Saad), die als scherifischer Clan ab 1510 die islamischen Bruderschaften und Marabouts Südmarokkos vereinen und den Widerstand gegen Portugal organisieren konnte. Sie eroberten im Jahre 1541 Agadir von den Portugiesen zurück.
Dies verschaffte dem Clan eine breite Anerkennung auch im Norden des Landes, sodass sie schließlich 1549 mit der Eroberung von Fès als erstes scherifisches Sultanat die Oberhoheit über das gesamte Land erlangten. Erst ab 1578 gelang unter Ahmad al-Mansur eine wirtschaftliche und politische Stabilisierung des Landes. Ein Stopp der fortwährenden Angriffe von Korsaren auf die maghrebinische Küste jedoch war nur durch die Anerkennung der Oberhoheit der Osmanen zu erreichen. Neue Handels- und Konsularverträge mit europäischen Mächten sowie ein Fokus auf den Transsahara-Handel erlaubten jedoch eine vorsichtige Emanzipation gegenüber osmanischen Versuchen der Einflussnahme. Ein Thronfolgestreit nach dem Tod al-Mansurs im Jahre 1603 führte zu einer erneuten Zersplitterung des Landes, deren Auswirkungen das Land unregierbar machten und zum Ende der Dynastie führten.Bis die Macht im Jahre 1669 schließlich an die Dynastie der Alawiden überging, die bis heute in Marokko herrscht, hatten kleinere Fürsten ihre lokale Macht stabilisiert – ihre wirtschaftliche Macht basierte auf den tributpflichtigen Märkten und Häfen, letztere oft die Basis von international operierenden Freibeutern und Korsaren. Das bekannteste Beispiel eines solchen Stadtstaates innerhalb Marokkos ist die Piratenrepublik in Salé.
Die Alawiden befreiten nach und nach die meisten der von Spanien und Portugal besetzten Küstenstädte und weiteten ihren Einfluss aus. Die verbreitete Duldung und auch Nutzung der Piraterie zur Wahrung wirtschaftlicher und geostrategischer Interessen jedoch brachte dem Sultanat Marokko und auch den osmanischen Regentschaften in Algier, Tunis und Tripolis die Bezeichnung als Barbareskenstaaten ein. Es kam in diesem Zusammenhang mehrfach zu militärischen Konflikten mit Frankreich, Spanien und Venedig.
Eine nachhaltige innere Balance zwischen der Autonomie von Berberstämmen und Städten auf der einen Seite und der Oberhoheit der Dynastie der Alawiden auf der anderen kam aber erst ab 1757 unter Mulai Muhammad zum Tragen. Die dafür nötigen Finanzmittel versprach man sich durch Freundschafts- und Handelsverträge mit diversen europäischen Ländern, und auch mit den USA.
Die internationalen Partner erwarteten sich von den Gütern in Marokko nicht allzu viel. Hingegen versprachen der gefahrlose Zugang zu marokkanischen Häfen, das Zurückdrängen der Piraterie sowie des immer noch häufigen Handels mit europäischen Sklaven eine nachhaltige Absicherung der Handelsschifffahrt im Mittelmeer gegen den Einfluss der Großmacht der Osmanen, und man war bereit dafür zu bezahlen – wenn auch unter Zähneknirschen und unter Bedingungen. Die Vertragsmächte nutzten in der Folge ihren wachsenden Einfluss und erreichten so ein offizielles Verbot der Piraterie im Sultanat Marokko im Jahre 1817 sowie weitere Handels- und Zollerleichterungen.
Während die Alawiden ihren Einfluss im Inneren steigern konnten, erlitten sie außenpolitisch empfindliche Rückschläge, hauptsächlich, weil aus marokkanischen Häfen operierend weiterhin Piraten den Seehandel im Mittelmeer gefährdeten, und weil im Sog des Zerrens der Großmächte um Einfluss im Maghreb die Alawiden den lokalen Widerstand gegen die Besetzung Algeriens durch Frankreich im Jahr 1830 unterstützten.
In der Folge versuchte Frankreich, seinen Einfluss auf Marokko weiter auszudehnen. 1843/44 kam es zum Krieg, der mit einer Niederlage der marokkanischen Truppen endete, worauf das Sultanat Marokko vollends zum Zankapfel der miteinander konkurrierenden europäischen Mächte wurde.
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