Klassik für Kenner


Für die westliche klassische Musikausübung typisch ist die Trennung der Rollen vom Komponisten, dem ein besonderes Maß an Inspiration zugeschrieben wird, dem vergleichsweise handwerklichen Aufführenden und dem gesitteten Zuhörer. Die musikalischen Produkte sind dabei vorrangig von Komponisten notierte Werke, die Grundlage einer in Epochen und Gattungen gegliederten Musikgeschichte sind.

Angesichts der großen Bandbreite an Stilen in der europäischen klassischen Musik, vom mittelalterlichen, von Mönchen gesungenen Gregorianischen Choral über klassische und romantische Symphonien für Orchester aus dem 18. und 19. Jahrhundert bis hin zu avantgardistischen atonalen Kompositionen aus dem 20. Jahrhundert, ist es schwierig, Merkmale aufzulisten, die jeder Musik dieser Art zugeschrieben werden können. Die europäische Kunstmusik unterscheidet sich weitgehend von vielen anderen außereuropäischen klassischen und einigen populären Musikformen durch ihr Notensystem, das etwa seit dem 11. Jahrhundert verwendet wird.[3][4] Katholische Mönche entwickelten die ersten Formen moderner europäischer Musiknotation, um die Liturgie in der gesamten Kirche zu vereinheitlichen. Ein universelles Merkmal der seit dem späten 13. Jahrhundert entstandenen klassischen Musik[5] ist die unveränderliche Anwendung eines standardisierten Systems präziser Notation für alle Kompositionen und ihre genaue Aufführung,[6] wobei seit 1600 Taktstriche eingeführt wurden, auf die allerdings seit dem 20. Jahrhundert wieder oft verzichtet wird. Die europäische Kunstmusik entwickelte ab dem 12. Jahrhundert die Polyphonie, in der mehrere Stimmen zugleich erklingen, dabei aber eine gewisse Eigenständigkeit bewahren. Für außereuropäische Musik wird diese Bezeichnung von Musikethnologen oft vermieden.

Im Gegensatz zu den meisten populären Stilen, die die (strophische) Form des Liedes oder eine Ableitung dieser Form annahmen, entwickelte die klassische Musik eigenständige Formen der Instrumentalmusik wie SymphonieKonzertFugeSonate und gemischte vokal-instrumentale Stile wie OperKantate und Messe.[8] Die ersten Sinfonien entstanden während der Epoche der eigentlichen Klassik ab Mitte des 18. Jahrhunderts; das Sinfonie-Ensemble und die Kompositionen wurden zu ihren herausragenden Merkmalen.

Der Begriff „klassische Musik“ tauchte erst Anfang des 19. Jahrhunderts auf, um die Zeit von Johann Sebastian Bach bis Ludwig van Beethoven eindeutig als goldenes Zeitalter zu kanonisieren. Der früheste Hinweis auf „klassische Musik“, der vom Oxford English Dictionary aufgenommen wurde, stammt von etwa 1829.

Für klassische Musik wird in der Regel angenommen, dass sie einer gebildeten sozialen Gruppe angehört.

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