Johann Gottfried Herder prägte 1773 den Begriff Volkslied und führte ihn in die deutsche Sprache ein. In einem Briefwechsel über Oßian und die Lieder alter Völker wird der Begriff erstmals von ihm verwendet, in übersetzender Anlehnung an Thomas Percys popular song. Der Begriff Volkslied hatte zunächst einen weiteren Bedeutungsumfang als heute. Er bezeichnete nicht nur die lyrische Gattung, deren Kennzeichen leichte Sangbarkeit, Herkunft aus dem Volk und Anonymität sind, sondern meinte vor allem eine damals neue, volksnahe Auffassung von lyrischer Dichtung generell, die sich gegen die Künstlichkeit der Poesie im Zeitalter des Barock und Rokoko absetzte, welche auf gelehrtem Wissen und verfeinerter Bildung beruhte. Poesie sei vielmehr göttlichen Ursprungs, nach Hamann „die Muttersprache des menschlichen Geschlechts“, welche sich durch natürliche Unmittelbarkeit äußere.
Volkslieder behandeln überwiegend konkrete, wiederkehrende oder alltägliche Situationen, Begebenheiten und Stimmungen des täglichen Lebens. Dabei kann sich die Lyrik von der „gewöhnlichen und rauen Wirklichkeit“, von Freude und Frohsinn, Liebe und Tod, Abschied und Reise, Fremde und Sehnsucht entfernen und sich in einer idealisierten Art und Form zeigen, zum Beispiel bei der Darstellung idyllischer Naturbilder oder einer tragischen Liebe zwischen Prinz und Prinzessin. Volkslieder können unterschiedliche Funktionen erfüllen – etwa in Form des Arbeitsliedes (die Arbeit begleitend) oder Ständeliedes (Arbeitsbereiche oder Berufe charakterisierend) oder Hochzeitsliedes (etwa Braut und Bräutigam beglückwünschend oder auf den „heiligen Bund“ moralisch hinweisend).
Die zahlreichen „Gattungen“ spiegeln das inhaltliche und thematische Spektrum: Liebes-, Hochzeits-, Trink-, Kinder- und Wiegenlied, Geburtstagslied, Arbeits-, Tanz-, Arbeiter-, Studenten-, Soldaten- und Seemannslieder; ferner berufsständische, an religiösen Festen orientierte Lieder, Heimat-, Fahrten-, Jagd- und Wanderlieder, Almlieder, an Tageszeiten orientierte Morgen- und Abendlieder, Jahreszeiten-, Abschiedslieder, Scherz- und Spottlieder. Das traditionelle Lied erzählenden Inhalts in dramatischer Darstellungsform ist die Volksballade.
Abzugrenzen ist das Volkslied von der volkstümlichen Musik, die überwiegend in die Kategorie Schlager fällt.
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