Senegal entdecken


Die Instabilität der Staaten des heutigen Senegal wurde durch den Sklavenhandel noch verstärkt. Ab dem 17. Jahrhundert wurde das portugiesische Händlernetzwerk durch befestigte französische, niederländische und britische Kolonien, meist auf dem Festland vorgelagerten Inseln ersetzt. Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Staaten hatten nun zunehmend den Erwerb von Gefangenen zum Ziel. Obwohl die Sklaverei ein Merkmal der traditionellen Gesellschaften war, hatte die Anzahl der Menschen, die in Richtung Amerika verschleppt wurde, auf die Demographie der Region eine verheerende Wirkung. Als der Sklavenhandel zum Erliegen kam, hatten die einheimischen Machthaber wiederum Schwierigkeiten, den Einnahmeausfall zu kompensieren. Die Folge war eine Serie von islamischen Revolutionen von 1673 bis 1888, die die Könige stürzten und islamische Staaten zu errichten versuchten. Die meisten dieser Revolutionen scheiterten, da die Monarchen von den Franzosen mit Feuerwaffen unterstützt wurden.

Die Franzosen hatten vor allem in Saint-Louis und Gorée Kolonien eingerichtet, die formell Gouverneuren der Handelskompanien unterstellt waren. Die Umstände verhinderten es jedoch, dass administrative Strukturen aufgebaut wurden. Die eigentliche Macht in diesen Zentren wurde so langsam von der Volksgruppe der Métis (frz.: „Mischlinge“) übernommen, die den Handel mit dem Hinterland kontrollierten. So weigerten sich die Métis, das in der Folge der Französischen Revolution erlassene Verbot der Sklaverei umzusetzen; dies geschah offiziell erst 1848. Die Métis entwickelten auch neue Handelsaktivitäten, etwa zunächst den Gummi- und später massiv den Erdnussexport.

Bis zum Jahr 1891 kam das gesamte Gebiet des heutigen Senegal unter französische Kontrolle. Die Königreiche wurden durch Kantone ersetzt, denen Adelige nach traditionellem System vorstanden, die aber wenig Einfluss ausüben konnten. Den bedeutend stärkeren Einfluss der aufstrebenden Sufi-Orden nutzten die Franzosen für die Zwecke der Verbreitung des Erdnuss-Anbaus in ihrem Sinne aus. Die Quatre Communes Saint Louis, Gorée, Rufisque und Dakar waren seit 1848 Gemeinden mit vollem französischen Bürgerrecht. Hier entwickelte sich die Gesellschaft nach französischem Vorbild: Es entstanden Zeitungen, politische Parteien und Gewerkschaften; es wurden Wahlen abgehalten und 1914 wurde Blaise Diagne zum ersten afrikanischen Vertreter der Vier Kommunen im französischen Parlament gewählt. 1902 wurde Dakar Hauptstadt der 1895 gegründeten Konföderation Afrique Occidentale Française (AOF).

Die entstehenden Emanzipationsbewegungen wurden durch die beiden Weltkriege, in denen senegalesische Truppen auf französischer Seite eingesetzt waren, noch verstärkt. Am 19. Februar 1945 wurde unter der französischen Kolonialverwaltung ein Dekret erlassen, das festlegte, dass es zwischen Senegalesinnen und Französinnen beim aktiven und passiven Frauenwahlrecht keinen Unterschied gebe; sie seien unter denselben Bedingungen Wählerinnen und wählbar. 1956 wurde, noch unter französischer Kolonialherrschaft, die loi-cadre Defferre eingeführt, die das allgemeine Wahlrecht für Erwachsene garantierte. Als das Land 1960 unabhängig war, wurde dieses Recht bestätigt.

Der Politiker, der die Gegensätze der Menschen in den europäisch orientierten Städten und der religiös-konservativen Landbevölkerung am besten vereinen konnte, war Léopold Sédar Senghor. Er schaffte es, eine Koalition zu bilden, die die Sozialisten von Lamine Guèye bis hin zum Kalifen des Muriden-Ordens, Falilou Mbacké, verband. Als 1960 die AOF aufgelöst wurde, lehnten zahlreiche führende Persönlichkeiten den Zerfall Westafrikas in kleine Nationalstaaten ab. Konsequenterweise erreichte das Land seine Unabhängigkeit zusammen mit dem heutigen Mali als Mali-Föderation am 20. Juni 1960. Zwei Monate später zerstritten sich Senghor und Modibo Keïta, und beide Staaten gingen getrennte Wege. Senghor wurde am 5. September 1960 zum ersten Präsidenten des Landes gewählt.

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