Der Name bezieht sich auf den Apostel Jakobus den Älteren. Dieser war zusammen mit seinem Bruder Johannes einer der zwölf Apostel Jesu Christi (Mk 3,14-17 EU, Lk 6,13-14 EU).
Die spanischen Jakobustraditionen haben sich unabhängig von den neutestamentlichen Angaben in den Evangelien und der Apostelgeschichte entwickelt. Die sich in zahlreichen Entwicklungsschritten zwischen dem 7. und dem 13. Jahrhundert ausgebildete Legende beinhaltet sechs große Themenbereiche:
- Die Schilderung einer Missionstätigkeit des Apostels auf der iberischen Halbinsel
- Die Translation des heiligen Leichnams im Anschluss an die biblisch überlieferte Hinrichtung des Apostels in Jerusalem durch König Herodes Agrippa I. im Jahr 44 und die Errichtung eines Grabmals
- Die Wiederauffindung des Grabes zu Beginn des 9. Jahrhunderts unter Bischof Theodomir von Iria Flavia
- Das hilfreiche Eingreifen des Apostels in ausweglos erscheinenden Situationen bei Kämpfen gegen die Araber
- Die Befreiung des Jakobsweges von den Mauren durch Kaiser Karl den Großen
- Wunder, die der Apostel an Pilgern auf dem Weg und am heiligen Ort bewirkt hat.
Die spanischen Jakobustraditionen haben sich seit dem 7. Jahrhundert entwickelt, als im „Breviarium Apostolorum“ erstmals von einer Mission des hl. Jakobus auf der Iberischen Halbinsel berichtet wird. Mit Ausnahme des Isidor von Sevilla zugeschriebenen Traktats „De ortu et obitu patrum“ ist diese Überlieferung in Spanien zunächst nicht aufgegriffen worden. Erst gegen Ende des 8. Jahrhunderts verstärkte sich im Königreich Asturien, dem Nachfolgestaat des zur Zeit der Araberinvasion untergegangenen Westgotenreichs, das Interesse, zur Begründung eines Legitimationsanspruchs des Jakobus als apostolischem Schutzherrn Spaniens und der asturischen Königsfamilie zu propagieren. Einen ausführlichen Bericht über die Grabauffindung bietet gar erst die „Concordia de Antealtares“ von 1075.
In ihrer Vollform, wie sie durch das Jakobsbuch im 12. und durch die Legenda aurea im 13. Jahrhundert überliefert ist, schildert die Legende, wie nach der Hinrichtung zwei Freunde des Jakobus den Leichnam stahlen, ihn nach Jaffa schafften und dort auf ein Schiff verluden, dessen Besatzung aus unsichtbaren Engeln bestand. Dieses Schiff war dann sieben Tage unterwegs und strandete an der Küste Galiciens bei Iria Flavia. Dort wurde der Leichnam auf einen Ochsenkarren verladen; an dem Ort, an dem sich die Ochsen niederließen, soll er begraben worden sein.
Die legendäre Entstehung des Jakobsweges durch Kaiser Karl den Großen schildert das vierte Buch des Liber Sancti Jacobi, der sog. Pseudo-Turpin. Demnach habe Karl der Große auf seinem Spanienfeldzug auf Geheiß des Apostels den Weg zum Jakobusgrab von den Mauren befreit. Mit der Einbeziehung des Karlskultes in die Jakobusverehrung konnte einerseits das Interesse der deutschen und französischen Pilger geweckt werden, während andererseits Kaiser Friedrich I. Barbarossa und König Ludwig VII. von Frankreich aus der Verbindung beider Legenden politische Vorrangstellungen abzuleiten versucht haben.
In den ebenfalls im Jakobsbuch und der Legenda aurea aufgezeichneten Wunderberichten spiegeln sich die psychischen Erschütterungen, denen die Pilger auf dem Weg aus Sorge um ihr Heil ausgesetzt waren; es sind oftmals wirre Träume und bizarre Visionen, die den Mirakeln zugrunde liegen:
- Einer Pilgergruppe, die einen kranken Gefährten zurückließ, verweigert der Heilige die Erhörung ihrer Bitten
- Einem unschuldig gehängten Jüngling wird wundersame Rettung zuteil
- Einem Pilger, der im Bordell sündigte, rät der Teufel zu Kastration und Selbstmord
- Einem Familienvater, dem auf seiner Pilgerfahrt das Weib starb und der Esel genommen wurde, stellt der Apostel sein eigenes Grautier zur Verfügung
- Ein Sühnepilger findet bei seiner Ankunft in Santiago das Strafvergehen in seinen Papieren gelöscht
- Ein Ritter, der auf seinem Weg Barmherzigkeit geübt hat, empfängt bei seinem Tod ewiges Leben.
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