Niamey - Niger


Die eigentliche Geburtsstunde der Stadt schlug am 15. Mai 1902 durch die Einrichtung des französischen Militärpostens Niamey unter Hauptmann Henri Salaman. Im Wettlauf um Afrika stießen in diesem Teil der Sahelzone französische auf britische Territorialansprüche. Eine von 1901 bis 1903 dauernde Dürreperiode in der Sahelzone bewirkte, dass sich Flüchtlinge aus ländlichen Gebieten in Niamey niederließen. 1903 wurde Niamey Verwaltungssitz des Territoire Militaire du Niger. Dieses französische Militärterritorium erstreckte sich anfangs von Gao und Timbuktu im Westen bis N’Guigmi im Osten. Mit 1. Januar 1911 wurde der Verwaltungssitz des Militärterritoriums von Niamey in die weiter östlich gelegene alte Stadt Zinder verlegt. Die Dürreperioden von 1913 und 1914 brachten eine zweite Welle von Migranten nach Niamey. 1920 erhielt das Militärterritorium eine Zivilverwaltung, 1922 wurde es in die französische Nigerkolonie umgewandelt.

Niamey im Jahr 1930 (Luftaufnahme von Walter Mittelholzer)

Unter Jules Brévié, dem bis 1929 amtierenden ersten Gouverneur der neuen Kolonie, wurde mit 28. Dezember 1926 die Hauptstadt der Nigerkolonie von Zinder nach Niamey verlegt. Dafür waren mehrere Gründe ausschlaggebend: Niamey war von den französischen Kolonien ObervoltaMali und Dahomey verkehrstechnisch besser zu erreichen als Zinder.Umgekehrt lag Zinder zu nahe bei der britischen Kolonie Nigeria. Außerdem herrschte in Zinder aufgrund der steigenden Einwohnerzahl Wasserknappheit. Das europäische Viertel Niameys befand sich auf zwei Plateaus rund vierzig Meter oberhalb des Flusses. Die Wohngebiete der afrikanischen Zuwanderer gruppierten sich, im Schachbrettmuster angelegt, um das europäische Viertel. Eine dritte Welle von Landbewohnern, die wegen Ernteausfällen im Gebiet um Niamey flüchten mussten, erreichte die Stadt in den Jahren 1931 und 1932. Auch wenn viele der Flüchtlinge wieder in die ländlichen Gebiete zurückkehrten, führte die dritte Welle zur Bildung neuer Stadtviertel. 1931 erhielt Niamey den Rang eines Kantons.

Von den Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg war Niamey nicht direkt betroffen. Ganz Französisch-Westafrika unterstand dem Vichy-Regime und wehrte noch 1942 einen Angriff der Alliierten auf die Hauptstadt Dakar ab. Erst nach der Gründung des Französischen Komitees für die Nationale Befreiung im Jahr 1943 wechselte Französisch-Westafrika auf die Seite der Forces françaises libres. Bis 1945, als die Einwohnerzahl rund 8000 betrug, hatte Niamey ein kontinuierliches Bevölkerungswachstum. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl sprunghaft an. Die französische Kolonialverwaltung in Niamey warb gezielt um gebildete Bevölkerungsschichten aus den umliegenden Kolonien. Ferner ließen sich viele Nigrer aus wirtschaftlichen Erwägungen in der Hauptstadt nieder. In den späten 1940er und den 1950er Jahren wurde ein umfangreiches Bauprogramm realisiert. Neben Wohngebäuden wurden unter anderem ein Rathaus, ein Krankenhaus und mehrere Schulen errichtet.Die Stadt breitete sich in Richtung Nordosten und entlang des steilen Flussufers aus.

1954 wurde Niamey zu einer Commune mixte de 1er degré (deutsch etwa Stadt- und Landgemeinde ersten Grades) erhoben; dies war die Grundlage für eine ausgeprägte eigenständige Stadtverwaltung. Auf das Streben nach mehr Unabhängigkeit vom Mutterland reagierte die französische Kolonialverwaltung, indem sie schrittweise eine lokale Selbstverwaltung durch Nigrer einführte. Vor diesem Hintergrund wurde 1956 Djibo Bakary, der ein Jahr später stellvertretender Regierungschef Nigers wurde, der erste gewählte Bürgermeister Niameys. 1959 wurde die Commune mixte de 1er degré jedoch wieder aufgelöst. Die Verwaltung der Stadt wurde einer Sonderkommission unter der Leitung eines Präsidenten übertragen.

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