Junge Gärtner am Werk


 Die Gartenhistorikerin Anja Löbbecke unterteilt die Naturgartenbewegung in drei Hauptströmungen: „Biologische und ökologische Gartenkunst“ (Beginn des 20. Jahrhunderts), „Privater Naturschutz“ (1970er Jahre) und „Funktion für den Menschen“ (ab den 1980er Jahren). Überwiegend von interessierten Laien und engagierten Umweltaktivisten getragen, ist die Naturgartenbewegung bis heute durch ein ambivalentes Verhältnis zur historischen Gartenkunst und professionellen Landschaftsarchitektur gekennzeichnet. Besonders die Akteure der 1970er Jahre kritisierten die etablierte Landschaftsarchitektur ihrer Zeit, wandten sich gegen Umweltzerstörung sowie gegen „entfremdete Gartenkultur“ und wollten ihr Anliegen nicht gärtnerisch verstanden wissen. Typische Publikationen legten damals den Fokus auf konsequenten Natur- und Umweltschutz und definierten den Garten primär als Lebensraum für Flora und Fauna. In den 1980er Jahren setzte man sich wieder stärker mit der etablierten Gartenkultur auseinander und verankerte innerhalb des „Natürlichen“ eine soziale Komponente. Als Standardwerk jener Phase gilt das 1986 erschienene Buch „Der andere Naturgarten“ des Schweizer Geografen und Landschaftsgärtners Andreas Winkler.[9] Ehemals als Chemielaborant in der agrochemischen Forschung tätig, engagierte sich Winkler in den achtziger Jahren im Natur- und Umweltschutz und wandte sich mit seiner Naturgartenidee „gegen das Zwanghafte, gegen das Bekämpfen von Leben mit Unkrautvertilgern und Insektiziden“ sowie gegen Gartenarchitekten und ihr „sinnentleertes, architektonisch-geschmäcklerisches Geplänkel“. Er wollte in seinem „anderen Naturgarten“ etwas Revolutionäres sehen sowie den Menschen zu einem Aufbruch in eine bessere Zukunft leiten und berief sich dabei explizit auf die planungskritischen Schriften der Kasseler Schule der Landschafts- und Freiraumplanung der frühen achtziger Jahre.

Der Naturgarten ist ein regionales Phänomen, das von wenigen Akteuren unterschiedlich geprägt wird. Der Biologe, Journalist und naturnahe Grünplaner Reinhard Witt schreibt dazu: „Es sind und waren immer wenige Personen, die diese Geschichte [Anm: des Vereins Naturgarten e.V.] vorangetragen haben. […] Diese Personen wechseln, so als ob die Lebensinteressen und Energie eines Menschen nicht lange genug hielte für all die Wege und Irrwege des Naturgartens.“[12] Trotz der regionalen Prägung und der kleinen Personenzahl des Naturgarten e.V. ist dieser Verein für naturnahe Garten- und Landschaftsgestaltung bundesweit gut vernetzt.

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