Rund um Illertissen: Kunst und Kultur


Der älteste bekannte Nachweis einer Besiedlung geht bis auf die Römerzeit zurück. Im Gebiet der oberen Vöhlinstraße wurde ein römisches Badehaus ausgegraben. Es ist anzunehmen, dass in der Nähe die Römerstraße von Caelio Mons (Kellmünz) nach Guntia (Günzburg) vorbeigeführt hat. Die erste nachweisliche urkundliche Erwähnung unter dem Ortsnamen „Tussa“ erfolgte im Jahre 954 n. Chr. anlässlich eines Waffenstillstands zwischen König Otto I. und seinem Sohn Herzog Liudolf von Schwaben durch Vermittlung des Bischofs von Augsburg, Ulrich, und des Bischofs von Chur, Hartbert, die den Liudolfinischen Aufstand beendete und im Folgejahr die Einigkeit der ostfränkischen Herzöge bei der Abwehr der Ungarn in der Schlacht auf dem Lechfeld ermöglichte. Im 12. bis 13. Jahrhundert entstand nach der Schlacht von Jedesheim unter den Grafen von Kirchberg (Schwaben) die Burg Tissen, ein Vorläuferbau des heutigen Vöhlinschlosses. Es ist anzunehmen, dass die Kirchberger zumindest zu Beginn die Herrschaft Illertissen nicht selbst verwalteten, sondern sie den benachbarten Herren von Aichheim als Lehen auftrugen. Die Aichheimer amtierten in Hochmittelalter zudem als Vögte der Illertaler Besitzungen des Klosters Einsiedeln. Mit dem Tod des letzten Aichheimers, Bertold, im Jahr 1330 geriet die Herrschaft Illertissen über Tochtererbe und Lehensrückfall an die Grafen von Kirchberg. Unter diesen erhielt Tissen 1430 das Marktrecht sowie von Kaiser König Sigismund die hohe Gerichtsbarkeit verliehen. Fortan blühten Handel und Handwerk auf. Neben Bauern und Handwerkern waren in Illertissen auch Bierbrauer und Weber ansässig. Das Handelsgeschlecht der Vöhlin (1520–1757), eine Memminger Patrizierfamilie, bestimmte wesentlich die Geschichte Illertissens. Es erwarb nach dem Aussterben der Kirchberger 1520 das Schloss und die Herrschaft über Illertissen. In die Zeit der Vöhlinherrschaft fielen umfangreiche Neubauprojekte wie Renovierung des Schlosses und Errichtung der Pfarrkirche St. Martin (Illertissen). Mit Johann Joseph II. endete im 18. Jahrhundert die Zeit der Vöhlin mit deren Bankrott und dem Verkauf der Herrschaft (1756) an den Bayerischen Kurfürsten Max Josef III.

19. und 20. Jahrhundert

Seit 1803 ist das Schloss im Besitz des bayerischen Staates. Zunächst waren hier Rentamt und Landgericht, später BezirksamtLandratsamt und Finanzamt sowie das Amtsgericht untergebracht. Seit 1983 nutzen das Bienen- und das Heimatmuseum das Schloss. Im Hauptgebäude und im Seitentrakt erfährt das Vöhlinschloss seit 2010 eine neue Nutzung als gemeinsames Fortbildungs-, Management- und Tagungszentrum der Hochschulen Augsburg, Kempten und Neu-Ulm.

Mit dem bayerischen Gemeindeedikt von 1818 entstand die politische Gemeinde Illertissen. Einen wichtigen Entwicklungsschub für den agrarisch geprägten Markt brachte der Bau der Eisenbahnstrecke Ulm–Kempten 1861/62 (Illertalbahn).

Westlich der Bahn siedelten sich Industriebetriebe an, die Einwohnerzahl entwickelte sich entsprechend von ca. 1.000 um das Jahr 1800 auf ca. 1.800 im Jahre 1905 bis auf 2.500 im Jahre 1930. Nach der Inflation 1923 lebte die Marktgemeinde erst ab 1926 wieder auf. Am Ende des Zweiten Weltkrieges, im April 1945, entging Illertissen nur knapp der Drohung der Amerikaner, „den Markt in Schutt und Asche zu legen“. Erst nach drei Jahren vielfältiger Not leiteten Währungsreform und Marktwirtschaft einen Aufschwung ein. Neue Produktionszweige siedelten sich an. Somit konnte Illertissen relativ schnell an der allgemeinen Industrialisierung teilhaben, ohne dass der natürliche Lebensraum, das soziale Gleichgewicht oder das Stadtbild gestört worden wären. Dazu leisteten auch die Heimatvertriebenen einen bemerkenswerten Beitrag.

Anlässlich der 1000-Jahr-Feier wurde Illertissen 1954 zur Stadt erhoben. Der Landkreis Illertissen wurde im Jahr 1972 aufgelöst, der Ort selbst kam zum Landkreis Neu-Ulm.



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