Musica folcloristica


Mit Folklore oder música popular werden in Argentinien eine Reihe von Volksmusikstilen bezeichnet, die insbesondere von der spanischen, aber auch der osteuropäischen Musik beeinflusst wurden. Es haben sich im Laufe der Jahrhunderte drei Hauptstile herauskristallisiert: einmal die andine Folklore des Westens und Nordwestens, die mit der Volksmusik Boliviens, Perus und Chiles vergleichbar ist und auch indianische Elemente enthält, zum zweiten die Folkloremusik der Pamparegion, die eine Reihe von Tänzen umfasst, die der spanischen Volksmusik sehr ähnlich sind, und die Folklore des Litoral, deren bekanntester Exponent der chamamé ist und die besonders von den osteuropäischen Musiktraditionen beeinflusst wurden.

Besonders in den kleineren und mittleren Städten sowie auf dem Land erfreut sich die Folklore nach wie vor höchster Beliebtheit. Festivals dieser Musikrichtung, wie beispielsweise in Cosquín (Provinz Córdoba), Cafayate (Salta) und Humahuaca (Jujuy) locken Tausende Besucher an, und auch in der Großstädten werden von allen Altersgruppen die sogenannten peñas, Restaurants oder Bars mit Livemusik, besucht. Unter den zahllosen Folkloregruppen gibt es auch zahlreiche Ensembles, die die Folkloremusik modernisieren, indem sie mit elektrischen Musikinstrumenten ein rockiges Flair erzeugen.

Die Folklore der Pampa-Region ist stark mit der Gaucho-Tradition verbunden. Gaucho-typische Kunstformen wie die Payada (ein aus dem Stegreif getexteter Reim) und der Zapateo (eine Art Schuhplattler) haben sich untrennbar mit Tanzstilen wie der Zamba und der Chacarera vermischt. So sprechen die Gauchos typischerweise kurze Payadas mit weniger als einer Minute Dauer, um danach von einer Zamba oder Chacarera abgelöst zu werden und dem nächsten Gaucho Platz zu machen. Auch wenn der Gaucho als Beruf heute nicht mehr existiert, sind seine kulturellen Traditionen und damit auch die Musik nach wie vor in der Landbevölkerung lebendig. Musikinstrumente dieser Folkloreform sind die Bombo, eine große mit einem Rinderfell bespannte Trommel, die Gitarre sowie die Charango, ein mandolinenähnliches Saiteninstrument, seltener ist auch die Violine und die Mundharmonika zu finden.

Die andine Folklore ist eine typische Mestizo-Musikform: sie beinhaltet sowohl indianische, europäische als auch schwarzafrikanische Elemente. Der in Argentinien populäre Musiktyp unterscheidet sich dabei nur in Details von dem in Bolivien, Peru, Ecuador und Nordchile verbreiteten Stil. Charakteristisch ist eine große Varietät von Holzbläsern, darunter besonders zahlreiche Flötenarten wie die Quena, die durch Überblasen ihren typischen Klang erhält. Gemeinsam mit der Panflöte (Sicus) ist die Quena das meistbenutzte Melodieinstrument der andinen Folklore und gibt ihr daher ihren typischen Klang. Weiterhin ist die Rhythmik dieser Stile oft sehr variantenreich und ausgefeilt, besonders bei Tänzen mit klaren schwarzafrikanischen Einflüssen wie der Saya. Ein charakteristisches Element ist ebenso die Obertonmelodik, in der die Melodien hauptsächlich aus den Obertönen eines Grundtons bestehen, sowie teils auch Pentatonik (Fünftonleiter).

Auch die Folklore des Litoral ist der Mestizo-Musik zuzurechnen. Sie verbindet osteuropäische mit indianischen Elementen. Die bekanntesten Stile sind polka correntina und Chamamé, beide von der Polka abstammend. Die Besetzung besteht aus Kontrabass (in den neueren Varianten E-Bass) und Akkordeon, die Gitarre ist weniger präsent, dagegen findet sich bei neueren Gruppen häufig ein Keyboard oder Synthesizer.

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