Uruguay gegen Brasilien


Bereits früh wurde der Fußball in das Programm der Olympischen Spiele der Neuzeit aufgenommen. Das olympische Turnier von 1908, organisiert von der englischen FA unter Mithilfe der seit vier Jahren bestehenden FIFA, stellte den ersten internationalen Wettbewerb im Fußball dar. Nahezu sämtliche Teilnehmer an den Turnieren stammten zunächst vom europäischen Kontinent, da die Spiele abgesehen von denen in St. Louis ausnahmslos in Europa stattfanden und es außereuropäischen Mannschaften finanziell nicht möglich war, die lange Reise anzutreten. In der Fußballdisziplin nahm mit Uruguay bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris erstmals eine südamerikanische Mannschaft teil. Finanziert wurde die mehrwöchige Schiffsreise nach Europa von einem Zahnarzt aus Montevideo. Er ließ aus 15 der besten Fußballspieler seines Landes eine Mannschaft zusammenstellen.

DänemarkGroßbritannienÖsterreich und Ungarn waren im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts die erfolgreichsten Fußballnationen Europas. Dass Fußball auch in anderen Erdteilen praktiziert wurde, war bekannt, wurde aber nicht besonders beachtet, und so beschäftigte sich niemand mit der außereuropäischen Entwicklung des Sports, etwa in Südamerika. Dort war der Fußball aber ebenso beliebt und wurde bereits sehr viel früher als in Kontinentaleuropa professionell betrieben. Profiligen gab es in Südamerika bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts. 1910 hatte das erste kontinentale Turnier stattgefunden, 1916 die erste Copa América unter der damaligen Bezeichnung Campeonato Sudamericano. Bis zur ersten heute anerkannten Europameisterschaft, zum Vergleich, sollte es bis 1960 dauern. Die bei den Olympischen Spielen 1924 zunächst belächelte Mannschaft aus Uruguay war der Konkurrenz läuferisch, taktisch und technisch überlegen. Uruguay gewann nach fünf Spielen mit 20:2 Treffern die Goldmedaille.

Auch vier Jahre später waren die südamerikanischen Mannschaften überlegen. Bei den Olympischen Sommerspielen 1928 trafen im Finale Argentinien und Uruguay aufeinander. Uruguay gewann im Wiederholungsspiel und war somit Doppelolympiasieger.

In der Folge beschäftigte man sich in Europa ernsthafter mit der neuen außereuropäischen Konkurrenz und stellte fest, dass in Südamerika längst gut organisierte Fußballligen existierten, wo echte Profis gegen Bezahlung kickten. Südamerikas „geldgierige“ Fußballer wurden in Europa verachtet. Ihr Benehmen empfand man als Brüskierung gegenüber dem olympischen Gedanken. Fortan sollten sie daher von den Spielen ausgeschlossen werden. Der französische Sportmäzen und Präsident der FIFA, Jules Rimet hatte den Konflikt bereits kurz nach dem ersten Erfolg Uruguays 1924 erahnt und schon damals mit Enrique Buero, einem wohlhabenden Rinderzüchter aus Montevideo, Pläne für ein Fußball-Weltturnier geschmiedet. Diese wurden 1928 dem Fußball-Weltverband vorgelegt, der schließlich akzeptierte. Für die Premiere standen Italien und Uruguay als Austragungsorte zur Diskussion. Da man Uruguays Leistungen würdigen wollte und die beiden Mäzene Rimet und Buero großzügig spendeten, wurde das erste Turnier nach Südamerika vergeben. Außerdem fanden im Jahre 1930 die Feierlichkeiten zur hundertjährigen Unabhängigkeit Uruguays statt.[1] Italien wurde auf die nächste Weltmeisterschaft vertröstet.

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