Natur im Garten - alt bewährt


Solange es Städte gibt, gibt es auch zentrale Orte, an denen man sich versammelte und handelte. In der griechischen Antike war die Agora ein von Säulengängen umstandener Versammlungsplatz für die Bürger, gesäumt von Tempeln und verziert mit Monumenten. In der römischen Architektur übernahm das Forum diese Funktion. Auch im orthogonalen Straßenraster römischer Militärlager finden sich Plätze.

Bremen: Das mittelalterliche Platzsystem mit Markt (15), Domshof (21), Domsheide (rechts o. Nr.) und Unser Lieben Frauen Kirchhof (12) (Matthäus Merian, 1653)

In allen mittelalterlichen Stadtgrundrissen findet man Rathausplätze, meist im Zentrum der von Stadtmauern umgebenen Stadt. Von den Stadttoren führen Straßen auf diesen zentralen Platz. Ein Beispiel ist der Rynek Główny in Krakau, den man über den Königsweg erreicht. Manchmal bestimmen Gebäude mit ihrer Schmalseite, manchmal mit ihrer Längsseite den Platz; manchmal stehen die dominierenden Bauten auch mitten auf dem Platz. Typisch für die mittelalterliche Stadtarchitektur sind aber auch Platzfolgen oder Platzsysteme, d. h. unregelmäßig gestaltete Abfolgen von durch Straßen verbundenen Plätzen mit teils spezieller Funktion (Vieh- oder Fischmarkt, Dom- oder Kirchplatz usw.), die an eine unebene Topographie angepasst sind. Dadurch entstehen Gefüge aus Körpern und Räumen, die abwechslungsreiche Perspektiven und überraschende Durchblicke etwa auf Kirchtürme und -fassaden bieten. Beispiele für Platzsysteme oder -folgen sind BremenGörlitz,[5] MünchenMünsterSalzburg sowie viele italienische Städte wie Modena oder Perugia.

In der Renaissance und im Barock wurden Plätze aufwendiger, raffinierter und symmetrischer gestaltet. Sie wurden nun von bekannten Architekten geplant und mit Bezug auf den Stadtgrundriss angelegt. Sichtachsen und perspektivische Verzerrungen spielten eine wichtige Rolle, zum Beispiel beim Kapitolsplatz von Michelangelo oder beim Petersplatz von Gian Lorenzo Bernini in Rom.

Gemeinsam allen traditionellen europäischen Platzkonstruktionen war laut Camillo Sitte die Geschlossenheit, die sich aus dem Verhältnis von Gebäuden, Fassaden, Vorflächen, Platz und Übergängen zwischen Innen- und Außenräumen ergibt. Er stellte anhand von 297 europäischen Fallbeispielen fest, dass Plätze immer auf ein herausragendes Gebäude hin ausgerichtet waren und dass zumindest bei Blickrichtung auf dieses Gebäude das Auge nicht über die Randbebauung hinaus geführt wurde. Straßen mündeten in diesem Blickfeld nie so ein, dass sie eine Sichtachse bildeten. Gerade diese Geschlossenheit macht für ihn die Qualität historischer Plätze aus.[6] Im Gegensatz dazu sieht er Plätze in der Blockbebauung, die wegen der durchgehenden Straßenführungen am Rand und den Kreuzungen an den Ecken nur freigehaltene Flächen sind.

Seit der Zunahme des Individualverkehrs wurden Plätze als Verkehrsknotenpunkte immer wichtiger. Ein bekanntes Beispiel ist die Place de la Concorde in Paris, der als „Königlicher Platz“ angelegt wurde und heute vom Verkehr dominiert wird.

Als größter Platz wird häufig der Tian’anmen-Platz in Peking bezeichnet. Er hat eine Fläche von 39,6 ha.

Heutzutage beschäftigen sich StadtplanerLandschaftsarchitektenArchitektenVerkehrsplaner und Künstler mit der Gestaltung von Plätzen.

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