Eine Geschichte aus Gambia


 

Gambia [ˈgambi̯a] (offiziell englisch The Gambia bzw. Republic of The Gambia) ist eine Republik in Westafrika, die an den Ufern des Flusses Gambia liegt. Mit Ausnahme eines kurzen Küstenabschnittes an der Mündung des Flusses in den Atlantischen Ozean wird Gambia vollständig vom Staat Senegal umschlossen. Mit einer Gesamtfläche von ungefähr 11.000 Quadratkilometern ist das Land der kleinste Staat des afrikanischen Festlandes. Die Hauptstadt ist Banjul.

Die genaue etymologische Herkunft des Namens Gambia ist nicht bekannt; es gibt mehrere Deutungen dazu. Er wurde in der Zeit der europäischen Entdecker vor rund 500 Jahren zum ersten Mal schriftlich benutzt. Als diese ihre Expeditionen immer weiter nach Süden ausdehnten, fertigten sie gleichzeitig Karten über die Regionen für zukünftige Reisen an. Ortsnamen wurden in ihren Berichten erwähnt und auf den Karten markiert. Da die Expeditionen zuerst auf dem Wasserweg erfolgten, waren die Flüsse in der Region Senegambia von großer Bedeutung.

Alvise de Cadamosto bezieht sich in den Berichten seiner Expeditionen 1455 und 1456 auf den Fluss und das Land als Gambra oder CambraDuarte Pacheco Pereira berichtet, dass der Fluss die Grenze zwischen dem Königreich Jolof im Norden und dem der Guambea bildet, das in der Sprache der Mandinka auch Guabu genannt wird. Im Jahr 1552 kennt João de Barros zwei Bezeichnungen für den Fluss; die Menschen entlang des Flusses nennen ihn Gambu, während die Portugiesen ihn Gambea nennen. Richard Jobson stellte 1632 fest, dass der Fluss von einigen Gambia genannt wird, von anderen aber wiederum Gamba. Aus linguistischer Sicht gab es einige Verwirrung darüber, ob sich die Worte CambraGambraGambuGuabu und Guambea auf den Fluss, das Mandinka-Reich Kaabu oder auf Fluss und Reich beziehen. Beide Wortstämme teilen sich Ka oder Ga (Kam/Gam). Die Silben brabu und bea scheinen unterschiedliche Bedeutungen zu haben. Die Silbe bu bezieht sich im Speziellen auf das Land der Kaabu, während sich die Silben bra und bea auf den Fluss beziehen. Die Silbe bra von Cadamosto könnte ihren Ursprung vom Wort Bur der Wolof haben, das so viel wie König bedeutet. Dies könnte erklären, dass Gambia ursprünglich von Gambura in der Bedeutung als ‚Platz des Königs‘ zu verstehen ist. Die Nähe des Jolof-Reiches zur nördlichen Grenze zu Kaabu könnte erklären, wie ein Wolof-Wortstamm sich mit der Sprache der Mandinka vermischt haben kann.

Aus der mündlichen Überlieferung, die in Westafrika eine weitere wichtige historische Quelle ist, stammt eine andere Deutung des Namens Gambia. Nach einer Wiedergabe des Griot Fabala Kanuteh an Samuel Carter heißt es, als die Portugiesen James Island besuchten, sandte der König von Niumi, Seneke Jamme, einen Boten zu den Fremden. Dieser Bote mit dem Namen Kambi Manneh wurde von den Portugiesen gefragt: „Was ist der Name dieses Ortes?“ Seine Antwort auf die Frage, die er wohl nicht richtig verstanden hatte, war: „Mein Name ist Kambi.“ Kambi-yaa bedeutet Kambis Ort oder an Kambis Ort. Die Geschichte wurde in dieser Form ebenfalls vom Griot Foday Musa Suso wiedergegeben, nur der vollständige Name des Boten war Kambi Sonko.

Im 19. Jahrhundert beziehen sich die Dokumente auf die Siedlung am Fluss Gambia (englisch Settlement on the River Gambia). 1888 wurde die Kolonie als „die Kolonie von Gambia“ (englisch The Colony of the Gambia) bezeichnet. In der kolonialen Zeit wurden keine Unterschiede zwischen den Schreibweisen Gambia und The Gambia gemacht. Seit der Unabhängigkeit Gambias ist der offizielle Name des Staates The Gambia mit einem großgeschriebenen Artikel. Auf diese Schreibweise wird besonders in englischsprachigen Schriften geachtet.

Nach einer weiteren Theorie stammt der Ursprung des Namens vom portugiesischen Wort câmbio („Austausch“, „Wechsel“ oder „Handel“). Câmbio könnte die Übersetzung der Bezeichnung für den Fluss der damaligen Bevölkerung im 15. Jahrhundert sein. Das Wort ba dimma (nach anderer Deutung fura) wird dabei als Quelle genannt. Ba dimma kommt aus der Mandinka-Sprache (ba-djio = Fluss).

Die Bewohner am Fluss haben keinen speziellen Namen für ihn; das allgemeine Wort für Fluss in Fula ist maayobaa in Mandinka oder dex in Wolof. Der Begriff Kambi Bolongo, der eine Schlüsselrolle in Alex Haleys Roman Roots spielt, ist einzig im Flussmündungsgebiet bekannt. Bolongo ist ein Wort für Creek.

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